Veranstaltungsreihe Siedlungsentwicklung

Wollen wir zur Schlafstadt werden?

Bisher gab es im Rahmen der neuen Bau- und Nutzungsordnung von Brugg und Windisch kaum Diskussionen zur Frage, wie wir in Zukunft unseren Lebensraum gestalten wollen. Diese Diskussion will die Quartierentwicklungsgruppe des Quartiervereins Klosterzelg-Reutenen mit der Veranstaltungsreihe «Siedlungsentwicklung» anstossen. Für die öffentlichen Veranstaltungen konnten drei ausgewiesene ExpertInnen auf dem Gebiet gewonnen werden. 

Donnerstag, 28. Februar 2019, 20.00h  

Sabine Wolf, Stadtplanerin, Chefredaktorin anthos, Projektleiterin «Plattform Genossenschaften»

Anhand von zwei Beispielen wird die Partizipation deutlich: das Entstehen der genossenschaftlichen Baute Kalkbreite in Zürich und die Überbauung des SBB-Areals an der Neugasse in Zürich. Dank dem partizipativen Verfahren, gab es bei der Realisierung der «Kalkbreite» keine Einsprachen. Das Wissen vieler fliesst ein. Es entsteht eine Dynamik und Raum für Innovationen. Mögliche Konflikte werden im Vorfeld gelöst. Das Ergebnis ist breit abgestützt und wird dadurch auch breit getragen.

 

Donnerstag, 7. März 2019, 20.00h

Angelus Eisinger, Direktor Raumplanung Zürich und Umgebung, RZU

Eisinger zeigt anhand einer kurzen Geschichte der Gegenwart des Raumes Brugg/Windisch wie sich die Zersiedlung des Raumes auch bei uns niederschlug. Innenentwicklung ist gefordert, aber es gibt dazu keine Rezeptbuchlösungen! Es müssen alle daran arbeiten, nicht nur Experten oder die Behörden. Eisinger: «Sich mit der Zukunft zu beschäftigen ist notwendigerweise ein Gemeinschaftsprojekt!» Doch ohne vernünftige und erklärbare Bilder der Zukunft ist der Weg in eine künftige Entwicklung nicht zu finden! Eisinger zeigt anhand von verschiedenen Beispielen wie durch das Miteinander der Bevölkerung, Behörden, Investoren, Grundeigentümer und Planer zukunftsfähige Projekte entwickelt wurden.

Dienstag, 12. März 2019, 20.00h

Prof. Christian Schmid, Geograph und Stadtforscher, Professor für Soziologie am Departement Architektur der ETH Zürich

Schmid zeigt in seinem Vortrag auf, wie stark unsere Vorstellung von urbaner Entwicklung von Bildern geprägt wird, die jedoch nicht immer in einem realen Bezug zur Wirklichkeit stehen. Den Bildern von den pulsierenden, vielfältigen Städten wie Tokyo und Paris setzte Schmid das Bild der chinesischen Stadt Hongkong mit tausenden von Wohnungen in Hochhäusern entgegen, von denen eines an das andere aneinandergereiht ist. Fazit Schmid: «Hochhäuser sagen nichts über die urbanen Qualitäten einer Stadt aus.»

«Brugg und Windisch haben bis jetzt die Chance gehabt, sich im Schatten der grossen Wachstumszentren eine gewisse, weniger dem Wachstumsstress ausgesetzte Wohnlichkeit und einen entsprechenden Lebensraum erhalten zu haben. Dies ist eine Qualität dieser Region, die ihren eigenen Wert hat.»

Schmid stellt anschliessend die Ergebnisse eines Nationalfonds-Projektes vor, in dem er und sein Team der Frage nachgingen, was denn eigentlich Urbanität ausmacht. Wichtiger Baustein der Studie waren Befragungen der Leute, die in den beforschten Gemeinden wohnten und sich dort bewegen. Sie fanden sechs Begriffe, die das Phänomen «Urbanität» beschreiben: Zentralität, Diversität, Interaktion, Zugänglichkeit, Adaptierbarkeit und Aneignung.